taz, 26.3.2019 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 21.11.2019)
"Im Rechtsstreit über die Gründung eines Betriebsrats in einer Bremer Alnatura-Filiale muss sich das Unternehmen eine fragwürdige juristische Vertretung vorwerfen lassen: Neben dem Arbeitsrechtler Christof Kleinmann ließ es sich im Februar vor dem Bundesarbeitsgericht auch von dem Verfassungsrechtler Christian Winterhoff vertreten. Dieser ist Autor eines umstrittenen Gutachtens, das die schulische Erziehung zur Akzeptanz sexueller Vielfalt für verfassungswidrig erklärt.
Das Rechtsgutachten hat Winterhoff 2016 für den Verein „Echte Toleranz“ erstellt, dessen Vorsitzender Peter Rohling zugleich Sprecher der AfD-Landtagsfraktion in Kiel ist. Winterhoff vertritt die Auffassung, dass „schulischer Unterricht mit dem Ziel, die Schüler zur – im Sinne einer Befürwortung verstandenen – Akzeptanz jeglicher Art von Sexualverhalten zu erziehen“, verfassungswidrig sei. Denn der Staat müsse „Neutralität wahren“, das „natürliche Schamgefühl der Kinder achten“ und Rücksicht nehmen „auf religiöse und weltanschauliche Überzeugungen der Eltern“. Dies sei gefährdet, wenn im Unterricht Texte oder Bilder eingesetzt würden, in denen schwule Paare, lesbische Mütter oder Transmenschen auftauchten.
Seine Thesen vertrat Winterhoff auch persönlich – als Redner auf einem „Symposium Sexualpädagogik der Vielfalt – Kritik einer herrschenden Lehre“ in Wiesbaden. Organisiert wurde dieses vom Verein „Demo für alle“, der sich als Aktionsbündnis versteht und auf seiner Homepage schreibt: „Wir gehen auf die Straße, um für die Wahrung der Elternrechte, Ehe und Familie und gegen Gender-Ideologie und Sexualisierung der Kinder zu demonstrieren.“
Sowohl sein Gutachten als auch seine Kontakte zu den beiden Vereinen haben Winterhoff im vergangenen Jahr den geplanten Aufstieg zum Landesverfassungsrichter in Schleswig-Holstein gekostet. Nur wenige Tage vor seiner Wahl im Landtag zogen CDU, Grüne, FDP und SSW ihren Personalvorschlag wieder zurück. Man habe bei der Aufstellung des Kandidaten „schlecht recherchiert“, räumte damals ein Abgeordneter ein.
Winterhoff erstellte ein Rechtsgutachten für einen Verein, dessen Vorsitzender zugleich Sprecher der AfD-Fraktion in Kiel ist.
Schlecht oder besser gar nicht recherchiert hat offenbar auch Alnatura: „Die von uns beauftragte Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen ist eine renommierte Großkanzlei“, antwortet Alnatura auf Anfrage der taz. Die „Experten-Unterstützung“ durch Winterhoff habe sich der Unternehmensanwalt Kleinmann geholt. „Hierfür aus der Kanzlei eingesetzte Personen wurden durch die Kanzlei vorgeschlagen und von uns nicht infrage gestellt.“
Immerhin, so heißt es von Alnatura weiter: „Wenn dem so wäre, dass eine der beauftragen Personen umstrittene Vereine oder Parteien vertritt, distanzieren wir uns ganz klar und ausdrücklich davon.“"
ARD/SWR Marktecheck, 27.7.2018 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 01.08.2018)
Wie nachhaltig, wie fair ist Alnatura? Ein Großteil des Gemüses kommt vom Großhandel. Einzelne Produkte stammen jedoch direkt vom Bauern aus der Region. Michael Schäfer baut beispielsweise auf den Fildern, außerhalb von Stuttgart, Salat an, der bei Alnatura verkauft wird. Schon einen Tag nach der Ernte liegt er in den Regalen - ein klarer Frische-Vorteil gegenüber dem Großhandel. Der Einsatz von Pestiziden somit verboten. "Wir arbeiten komplett ohne chemisch synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel", erklärt Bauer Michael Schäfer. "Unser Betrieb besteht aus einem Betriebskreislauf. Gedüngt wird mit hofeigenem Mist, von unserer Rinderherde."
Bio ist im Supermarkt und Discounter mittlerweile zum Massenprodukt geworden. Insgesamt 32 Bauern in Deutschland beliefern Alnatura direkt mit Obst und Gemüse. In Sachen Lebensmittel will Alnatura besonders nachhaltig sein. Eier sind das meistgekaufte Bio-Lebensmittel in Deutschland. Auf der Verpackung der Alnatura-Eier wirbt das Unternehmen mit der "Bruderküken-Initiative". Damit soll vermieden werden, dass männliche Küken nach dem Schlüpfen direkt geschreddert oder vergast werden, wie es in der konventionellen Tierhaltung aber auch in der Bio-Hühnerei-Produktion üblich ist.
Die männlichen Küken sind unnütz für die Lebensmittelindustrie, weil sie später keine Eier legen und sich nicht so schnell mästen lassen, wie spezielle Masthähnchen-Sorten.
Alnatura wirbt damit, dass man ausschließlich Eier von Hennen anbietet, deren männliche Geschwisterküken nicht direkt nach dem Schlüpfen getötet werden. Sie werden gemästet und später geschlachtet. Dafür kostet ein Ei 45 Cent in der Sechser-Packung - fünf Cent mehr als üblich.
Laut Alnatura steckt das Fleisch der Bruderhähne in einer bestimmten Sorte Babynahrung. Erst nach ausgiebiger Recherche erfahren wir, dass das Bruderhahn-Fleisch außerdem noch in Bio-Wurstprodukten einer großen Supermarktkette landet. Diese Hähne wurden nicht nach dem Schlüpfen geschreddert, sondern leben auf einem Hof in Österreich.
Die Besonderheit: Es handelt sich um eine alte Rasse namens Sandy - sogenanntes Hybrid-Geflügel. Die Hennen legen Eier, die Hähne eignen sich zur Mast. Die Aufzucht der Sandy-Hähnchen ist alles in allem jedoch wesentlich teurer, als bei anderen Rassen. Bis zur Schlachtung dürfen die Sandy-Hähne zehn Wochen leben, das Schlachtgewicht liegt bei rund 600 Gramm. Zum Vergleich: ein Masthuhn darf maximal sechs Wochen leben und hat dann schon ein Schlachtgewicht von bis zu 2,5 Kilogramm.
wiwo.de, 16.02.2016 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 16.02.2016)
„[…] Die handschriftliche Mitteilung, über die das Anthroposophie-Zeitschrift „Info3“ berichtet, umfasst nur drei Sätze. Doch die stehen für eine überraschende Wendung im Konflikt zwischen Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm und seinem langjährigen Partner Götz Rehn, Chef der Biokette Alnatura.
„Auf Initiative und Vermittlung von Sekem-Gründer Dr. Ibrahim Abouleish haben sich die Gründer von dm und Alnatura Götz Werner und Götz Rehn versöhnt. Auf dieser Grundlage werden die Anwälte beauftragt, die Auseinandersetzungen vergleichsweise beizulegen“, heißt es laut „Info3“ in dem Papier vom 15. Februar.
Die skurril anmutende Notiz ist authentisch. dm-Patron Werner ließ die Meldung gegenüber der WirtschaftsWoche bestätigen. Damit könnte ein Großkonflikt enden, der die Bio-Branche seit Monaten in Atem hält. […].
berliner-zeitung.de, 21.01.2016 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 22.01.2016)
Die Berliner Zeitung berichtet über einen Streit zwischen dm-Gründer Götz Werner und Alnatura-Chef Götz Rehn:
„[…] Der Streit zwischen der Drogeriemarktkette dm und dem Biohändler Alnatura beschäftigt nun auch die Gerichte. Dm-Gründer Götz Werner hat Alnatura-Chef Götz Rehn verklagt. Das Landgericht Frankfurt bestätigte am Donnerstag einen Bericht des „Handelsblatts“, wonach Werners Klage in erster Instanz abgewiesen wurde (…). Der dm-Gründer hat dagegen aber bereits Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt eingelegt. Ein Termin steht noch nicht fest.
Die beiden Manager waren nicht nur 30 Jahre lang erfolgreiche Geschäftspartner, Rehn ist auch Werners Schwager. Die Partnerschaft zerbrach, als dm eigene Bio-Produkte ins Sortiment aufnahm. dm-Gründer Werner verlangt von Rehn nun die Markenrechte an Alnatura. Er argumentiert damit, dass Alnatura erst durch dm erfolgreich geworden sei.
Wie die Sprecher beider Unternehmen bestätigten, hat dm parallel dazu Alnatura vor dem Landgericht Darmstadt verklagt: In diesem Verfahren geht es um einen Kooperationsvertrag zwischen den beiden Unternehmen, an den sich Alnatura nach der Auslistung seiner Produkte bei dm nicht mehr gebunden fühlt. dm dagegen besteht laut „Handelsblatt“ auf der Einhaltung des Vertrages, der der Drogeriekette unter anderem Mitspracherechte bei der Auswahl neuer Vertriebspartner zusichert.
Vor einiger Zeit hat dm eine eigene Bio-Linie gestartet und Ende vergangenen Jahres rund 200 Produkte des langjährigen Lieferanten Alnatura aus den Regalen genommen. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich der Karlsruher Drogeriewarenhändler durch die Eigenmarke offenbar eine höhere Marge verspricht, dm selbst kommentiert dies nicht.
Bei Alnatura hingegen ist man offen enttäuscht. Dem Biohändler zufolge werden bis April 70 Prozent der Alnatura-Produkte bei dm ausgelistet. „Es ist sehr schade, wir haben 30 Jahre sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet“, sagte eine Alnatura-Sprecherin am Donnerstag.
Alnatura hat indes den Online-Handel intensiviert und ist eine Vertriebspartnerschaft mit dem größten deutschen Lebensmittelhändler Edeka eingegangen. „Die Alnatura-Produkte werden von den Edeka-Kunden sehr stark nachgefragt. Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen“, sagte die Sprecherin. „Auch unser Online-Shop ist gut angelaufen.““.
berliner-zeitung.de, 21.01.2016 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 22.01.2016)
Die Berliner Zeitung berichtet über einen Streit zwischen dm-Gründer Götz Werner und Alnatura-Chef Götz Rehn:
„[…] Der Streit zwischen der Drogeriemarktkette dm und dem Biohändler Alnatura beschäftigt nun auch die Gerichte. Dm-Gründer Götz Werner hat Alnatura-Chef Götz Rehn verklagt. Das Landgericht Frankfurt bestätigte am Donnerstag einen Bericht des „Handelsblatts“, wonach Werners Klage in erster Instanz abgewiesen wurde (…). Der dm-Gründer hat dagegen aber bereits Berufung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt eingelegt. Ein Termin steht noch nicht fest.
Die beiden Manager waren nicht nur 30 Jahre lang erfolgreiche Geschäftspartner, Rehn ist auch Werners Schwager. Die Partnerschaft zerbrach, als dm eigene Bio-Produkte ins Sortiment aufnahm. dm-Gründer Werner verlangt von Rehn nun die Markenrechte an Alnatura. Er argumentiert damit, dass Alnatura erst durch dm erfolgreich geworden sei.
Wie die Sprecher beider Unternehmen bestätigten, hat dm parallel dazu Alnatura vor dem Landgericht Darmstadt verklagt: In diesem Verfahren geht es um einen Kooperationsvertrag zwischen den beiden Unternehmen, an den sich Alnatura nach der Auslistung seiner Produkte bei dm nicht mehr gebunden fühlt. dm dagegen besteht laut „Handelsblatt“ auf der Einhaltung des Vertrages, der der Drogeriekette unter anderem Mitspracherechte bei der Auswahl neuer Vertriebspartner zusichert.
Vor einiger Zeit hat dm eine eigene Bio-Linie gestartet und Ende vergangenen Jahres rund 200 Produkte des langjährigen Lieferanten Alnatura aus den Regalen genommen. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich der Karlsruher Drogeriewarenhändler durch die Eigenmarke offenbar eine höhere Marge verspricht, dm selbst kommentiert dies nicht.
Bei Alnatura hingegen ist man offen enttäuscht. Dem Biohändler zufolge werden bis April 70 Prozent der Alnatura-Produkte bei dm ausgelistet. „Es ist sehr schade, wir haben 30 Jahre sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet“, sagte eine Alnatura-Sprecherin am Donnerstag.
Alnatura hat indes den Online-Handel intensiviert und ist eine Vertriebspartnerschaft mit dem größten deutschen Lebensmittelhändler Edeka eingegangen. „Die Alnatura-Produkte werden von den Edeka-Kunden sehr stark nachgefragt. Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen“, sagte die Sprecherin. „Auch unser Online-Shop ist gut angelaufen.““.
FR, 09.11.2012 (Zugriff: 30.01.2013)
In einerm Artikel der Frankfurter Rundschau nimmt Alnatura-Gründer Rehn Stellung zu Vorwürden an den Arbeitsbedingen im Unternehmen, welche zuvor in einem anonymen Brief veröffentlicht worden waren.
"(...) Man habe die Vorwürfe überprüft, sagte Rehn am Donnerstag. Danach könne es sich allenfalls um Einzelfälle handeln. Die angeblichen Missstände entsprächen "nicht der Kultur des Hauses", sagte Rehn. "Sonst würden wir nicht mehr existieren." Die Bezahlung bei Alnatura entspreche mindestens dem Einzelhandelstarif des jeweiligen Bundeslandes, sagte eine Alnatura-Sprecherin. In vielen Fällen liegt das Einkommen höher".
Echo online, 23.10.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 02.11.2012)
"„Wir trauern um den Spirit von Alnatura“, ist ein Brief überschrieben, den Mitarbeiter der Bickenbacher Öko-Supermarktkette an das ECHO schickten. Kollegen würden zu Dumping-Löhnen eingestellt, vertraglich zugesicherte Absprachen wie ein freier Samstag pro Monat würden nicht eingehalten, kranke Mitarbeiter, vor allem jene, die noch in der Probezeit seien, würden von Filialleitern aufgefordert, trotz Krankheit dennoch zu arbeiten. Gehaltserhöhungen würden nach Sympathie der Chefs gezahlt, Misstrauen und Missgunst untereinander würden die Arbeitsatmosphäre vergiften. „Das moderne Sklaventum hat sich bei Alnatura durchgesetzt“, klagen die Mitarbeiter in dem Brief.
Man sei erschrocken über diese Vorwürfe, so Pressesprecherin Stefanie Neumann. In der Zentrale sei von diesen angeblichen Missständen nichts bekannt.
Man nehme die Vorwürfe dennoch sehr ernst und habe umgehend reagiert. In allen Darmstädter Filialen würden Mitarbeiterversammlungen durchgeführt, um bei entsprechenden Beschwerden des Personals sofort eingreifen und diese abstellen zu können.
(...)".
Echo online, 23.10.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 02.11.2012)
"„Wir trauern um den Spirit von Alnatura“, ist ein Brief überschrieben, den Mitarbeiter der Bickenbacher Öko-Supermarktkette an das ECHO schickten. Kollegen würden zu Dumping-Löhnen eingestellt, vertraglich zugesicherte Absprachen wie ein freier Samstag pro Monat würden nicht eingehalten, kranke Mitarbeiter, vor allem jene, die noch in der Probezeit seien, würden von Filialleitern aufgefordert, trotz Krankheit dennoch zu arbeiten. Gehaltserhöhungen würden nach Sympathie der Chefs gezahlt, Misstrauen und Missgunst untereinander würden die Arbeitsatmosphäre vergiften. „Das moderne Sklaventum hat sich bei Alnatura durchgesetzt“, klagen die Mitarbeiter in dem Brief.
Man sei erschrocken über diese Vorwürfe, so Pressesprecherin Stefanie Neumann. In der Zentrale sei von diesen angeblichen Missständen nichts bekannt.
Man nehme die Vorwürfe dennoch sehr ernst und habe umgehend reagiert. In allen Darmstädter Filialen würden Mitarbeiterversammlungen durchgeführt, um bei entsprechenden Beschwerden des Personals sofort eingreifen und diese abstellen zu können.
(...)".
Frankfurter Rundschau, 29.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 01.10.2012)
"Der Bio-Anbieter Alnatura wollte mit dem Spruch „Ohne Gentechnik, weil Bio“ werben. Dagegen gab es von zig Seiten Widerstand: deutsches Recht, der Landkreis Darmstadt-Dieburg, herkömmliche Anbieter... Vorm Verwaltungsgericht wurde jetzt eine Lösung gefunden.
(...)
der Slogan – so trug die Bericht erstattende Richterin vor – war in den vergangenen Jahren von Behörden verschiedener Bundesländer beanstandet worden. Einige fanden, der Slogan rücke konventionell produzierte Lebensmittel in schlechtes Licht. Andere erklärten, im Einzelfall sei es möglich, dass ein Produkt die Anforderungen für das Bio-Label erfülle, nicht aber die für den Hinweis „Ohne Gentechnik“. Das zentrale Argument war aber der Hinweis auf die deutsche Gesetzeslage: Die lasse genau zwei Worte zu, um auf gentechnikfreie Lebensmittel extra hinzuweisen. Erlaubt sei „Ohne Gentechnik“ – aber keinerlei Zusatz.
(...)
Alnatura-Geschäftsführer Götz Rehn erklärte sich froh über den Vergleich: „Wir schließen die Gentechnik konsequent aus und dürfen jetzt auch endlich darüber sprechen“, sagte er. Das sei nicht nur dem Unternehmen, sondern auch den Kunden sehr wichtig".
taz, 30.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 10.09.2012)
"Deutschlands größte Bio-Supermarktkette Alnatura zahlt ihren 1300 Mitarbeitern ab Freitag nach eigenen Angaben Gehälter mindestens in Tarifhöhe. Mehrere Beschäftigte von zwei Berliner Filialen sagten der taz, dass sie Erhöhungen im zweistelligen Prozentbereich bekämen. Der niedrigste Stundenlohn für voll sozialversicherungspflichtige Angestellte liegt nun bei etwa zehn Euro brutto inklusive Urlaubsgeld und der anderen festen Extras, wie aus Zahlen der Unternehmensleitung hervorgeht. Das ist etwas mehr als in dem Tarifvertrag, den die Gewerkschaft Ver.di und der Arbeitgeberverband für den Berliner Einzelhandel vereinbart haben.
Damit reagiert Alnatura auf kritische Medienberichte über Lohndumping in dem Öko-Unternehmen. Die taz hatte Ende März gemeldet, dass Alnatura wie die meisten anderen Biohändler ihre Mitarbeiter teils schlechter bezahlt als konventionelle Läden. Gleichzeitig warb das Unternehmen damit, "fair mit unseren Partnern in Produktion und Handel" zusammenzuarbeiten. Anders als viele Firmen der Alternativwirtschaft - etwa die taz - schreibt Alnatura hohe Gewinne: dem letzten veröffentlichten Jahresabschluss aus dem Geschäftsjahr 2007/2008 zufolge 9,3 Millionen Euro.
"Ich bin sehr zufrieden mit der Erhöhung", sagte nun eine ausgebildete Verkäuferin, deren feste Gehaltsbestandteile bislang 23 Prozent unter dem Tarif lagen, nun aber um 38 Prozent auf gut 14 Euro pro Stunde steigen - auf ungefähr die Höhe, die der Tarifvertrag bei ihren zwölf Jahren Berufserfahrung vorschreibt. Dazu kommt eine außertarifliche Gewinnbeteiligung, die in schlechten Jahren aber wegfallen kann.
"Wenn die Tarifgehälter in den einzelnen Bundesländern erhöht werden, setzen wir dies um", erklärte Alnatura-Sprecherin Stefanie Neumann. Die Firma widersetzt sich aber weiterhin der Forderung von Ver.di, dem Arbeitgeberverband beizutreten. Dann wäre Alnatura auch verpflichtet, alle Tarifänderungen nachzuvollziehen. (...) Sonst hätten die Beschäftigten keinen rechtlich verbindlichen Anspruch auf Tarifeinkommen. Obwohl sich die Mitarbeiter über die von der kritischen Berichterstattung ausgelöste Lohnerhöhung freuen, bemängelten sie, dass ausgerechnet Alnatura in die Kritik geraten sei. "Hier geht es viel sozialer zu als bei den anderen Bio-Ketten", sagte ein Mitarbeiter.
Dass es bei den anderen Ketten schlechter zu geht, wird sich auf kurze Sicht kaum ändern. Die Nummer zwei der Branche, Basic, schreibt immer noch Verlust und begründet damit ihre teils niedrigeren Löhne. "Denn's Biomarkt" verweigert jegliche Auskünfte über ihre Gehaltspolitik. Und die in Berlin und Brandenburg aktive Kette BioCompany erklärt lediglich ohne Angabe eines Datums, Alnaturas neuer Lohnpolitik nun auch folgen zu wollen".
ARD Exklusiv im Ersten, 03.09.2012 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 04.09.2012)
Nach Information einer Reportage von FAKT, produziert vom MDR für die ARD, hat auch Alnatura Bio-Produkte im Angebot, deren Bio-Qualität unter Nachhaltigkeitsaspekten zweifelhaft ist. Z.B. Bio-Frühkartoffeln aus Ägypten, die mit fossilem Wasser erzeugt werden, das unwiderbringlich ist. Diese Frühkartoffeln verdrängen mittlerweile die Bio-Frühkartoffeln hiesiger Bauern, die dafür ihre Ernte vernichten oder an Tiere verfüttern müssen, ihre Anbaufläche zurückfahren müssen. Dafür werden Frühkartoffeln aus Ägypten aufwändig erzeugt und nach Deutschland (und Europa) transportiert. Ein widersinniges Bio-Geschäft.
Das Gleiche gilt für die Produktion von Bio-Hühnerfleisch und Bio-Eier. Echte Bio-Eier müssten mindestens 60 Cent/Stück kosten; sonst ist es ein Bio-Massengeschäft nach der Art der industriellen Herstellung. Bio-Hühnerfleisch, wenn es nicht von den Öko-Verbänden wie Demeter, Naturland oder Bioland ist, wird auch Bedingungen der Massenfleischproduktion hergestellt wie konventionelles Hühnerfleisch. Bio-Fleisch muss deutlich teurer und tiergerechter produziert werden. Maximal zweimal pro Woche Fleisch essen reicht allemal.
taz.de, 1.4.2010 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 26.06.2012)
Laut einem Artikel von taz.de hat Alnatura angekündigt, „künftig allen Mitarbeitern Gehälter mindestens in Tarifhöhe zu zahlen“.
Manon Haccius, Firmensprecherin von Alnatura, wird mit den Worten zitiert: „"Es ist unsere Leitlinie, dass die Alnatura-Mitarbeiter ein Einkommen nicht unter dem Tariflohn bekommen. Wir prüfen daher aktuell alle Mitarbeiterverträge und werden die Fälle korrigieren, die nicht unserer Leitlinie entsprechen".
taz.de, 29.3.2010 (Öffnet in einem neuen Tab) (Zugriff: 25.06.2012)
In einem Artikel berichtet taz.de, dass die Beschäftigten von Alnatura nicht nach Tarif bezahlt würden. Zwar erhielten die Mitarbeiter Zusatzleistungen, wie Urlaubsgeld, allerdings läge ihr Einkommen teilweise trotzdem 19 Prozent unter Tarif.
Im Artikel findet sich weiterhin eine Begründung von Prof. Dr. Rehn, weshalb es bei Alnatura keinen Betriebsrat gäbe: „"Wir haben ein Unternehmen mit einer sehr flachen Hierarchie", betont der Chef und ergänzt: "Wir haben eine Kultur der Selbstverantwortung mit starken Persönlichkeiten. Und die Mitarbeiter gestalten ihr Unternehmen"“.